31.08.2015 - THE STORYTELLER
Wieder einmal wird es heute etwas Geschichtsunterricht geben. Die nächsten Tage stehen die Black Hills auf dem Programm. Wer Black Hills sagt muss auch Mt. Rushmore sagen. Wer aber Mt. Rushmore sagt, der muss zwangsläufig auch Crazy Horse sagen. Alles andere wäre gegenüber der Native Americans unverantwortlich. Außerdem ist die Geschichte die hinter dem Crazy Horse Memorial steht um das 1000-fache interessanter, spannender und v.a. inspirierender als die beim Mr. Rushmore.
Fangen wir den Tag aber von vorne an. Die Übernachtung in Sundance hatte einen entscheidenden Nachteil, es gab kein Frühstück im Motel. Also fuhren wir heute Morgen über Rapid City und gingen zum zweiten Male in diesem Urlaub in einem Denny´s zum Frühstücken. Für 28 $ waren wir danach nicht nur satt und zufrieden, sondern auch bereit uns den Herausforderungen des Tages zu stellen. Die erste befand sich in der Nachbarschaft des Denny´s. Finde die Fehler auf diesem Bild...
Ich will es nicht zu spannend machen:
1) Was hat Boston mit der Freiheitsstatue zu tun?
2) Gourmet und Pizza? Geht nicht zusammen, auf keinen Fall
Das war etwas zum Auflockern. Kommen wir jetzt zu den heutigen Höhepunkten. Nur wenige Meilen von Rapid City entfernt wurden von 1927 - 1941 die vier, bis dahin wohl wichtigsten Präsidenten bzw. deren Köpfe, in die heiligen Bergen der Lakotas gesprengt. Sprengen kann man hier wohl wörtlich nehmen, denn zur Erstellung des Monuments wurde zu 90% mit Dynamit gearbeitet. Mit dieser Aufgabe wurde Gutzon Borglum beauftragt. Borglum wurde 1867 geboren. Er war z.B. auch verantwortlich für den Stone Mountain bei Atlanta. Mit bis zu 400 Mitarbeitern ging er an die Arbeit. Als er 1941 verstarb war Mt. Rushmore noch nicht vollendet. Sein Sohn arbeitete noch 6 Monate am Berg weiter, bis aus Geldmangel die Arbeiten eingestellt wurden. Die ursprüngliche Idee...
die vier Präsidenten wie im Bild oben darzustellen wurde nie vollendet. Stattdessen sieht das Kunstwerk heute so aus...
von links nach rechts handelt es sich dabei um die Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Für diejenigen die es interessiert ein paar berühmte Worte der einzelnen Präsidenten...
Die Übersetzungen spare ich mir an dieser Stelle. Kann ja jeder für sich selber machen. Diese 4 Präsidenten verkörperten die Attribute die sich die Amerikaner gerne selber zuschreiben: Mut, Freiheit, Brüderlichkeit usw. usw. Aus meiner Sicht wird da auch viel hineininterpretiert. Die Präsidenten lebten in verschiedenen Zeitperioden und jeder versuchte für das Land und sein Volk, bestimmt auch für sich, das Beste aus seiner Präsidentschaft herauszuholen. Bis heute werden diese 4 deswegen verehrt.
Hier am Mt. Rushmore feiern die Amerikaner v.a. sich selber. Das wirkt zeitweise etwas übertrieben, wobei man sich der gewissen Fazination nicht entziehen kann.
Die Präsidenten schauen dabei auf dieses stadionähnliche Gebilde...
Nachdem wir uns im Visitor Center einen Film angesehen haben, den Rundweg zu den Köpfen liefen und im Giftshop das ein oder andere Mitbringsel erstanden hatten, gab es noch ein Eis für alle Beteiligten. Vor 6 Jahren waren wir schon einmal hier und das Strawberry Cheesecake von damals blieb uns sehr positiv in Erinnerung. Auch dieses Mal gab es nicht nur sehr gutes Eis, sondern auch sehr viel davon. Beim Eis kaufen wird eine Frage z.B. nach der Anzahl der Eisbollen nicht gestellt. One size fitts all oder es gibt nur eine Eisgröße, nämlich eine sehr große Größe.
Nach der Verköstigung dieser Portion bist du definitiv nicht mehr nüchtern. Geschmeckt hat es aber trotzdem, wenn auch die Erwartungen durch den letzten Besuch vor 6 Jahren etwas zu hoch geschraubt wurden. Das Eis war gut und lecker, aber nicht einzigartig. Lag vielleicht daran, dass es kein Strawberry Cheesecake gab. Wer weiß...?
Auf dem Weg vom Mt. Rushmore in Richtung unseres heutigen Zieles Custer ergab sich noch das ein oder andere Bild auf den berühmten Berg.
Dann erreichten wir den Custer State Park. Empfangen wurden wir von dieser Meute hier...
Eine riesige Herde Bisons stand in der Prärie herum. Im Custer S.P. leben ca. 1500 davon. Mehr sollen es im übrigen auch gar nicht werden. Jedes Jahr im November wird die Anzahl der Bisons wieder auf diese Zahl reduziert und das Fleisch versteigert.
Mehr als diese 1500 Tiere kann der Park nicht ernähren.
Nachdem wir in den letzten Tagen doch relativ viel im Auto gesessen waren, musste heute zumindest ein kleiner Hike gemacht werden. Wir entschieden uns für den Lover´s Leap Trail. Ein 3 Meilen Rundweg auf ein Cliff hinauf, von dem der Sage nach ein unglücklich verliebtes Indianerpärchen in den Tod sprang. Romeo und Julia auf amerikanisch.
Kurz vor dem Start wurden wir noch von einem amerikanischen Pärchen vor irgendeiner Gefahr auf dem Trail gewarnt. Entweder haben sie uns vor dem Cliff selber oder vor einer Schlange die oben am Cliff wäre gewarnt. Ganz genau habe ich die Befürchtungen der beiden nicht verstanden, sowohl akustisch als auch inhaltlich. Ob die wohl auch einen komischen Dialekt sprachen? Ihr erinnert euch an die Begebenheiten in Ost-Montana die letzten beiden Tage. Auf jeden Fall hat es dazu geführt, dass wir sehr vorsichtig waren. Allerdings welche Gefahren gibt es hier denn wirklich? Bären sind hier keine, es gibt keine. Die Bisons sind dies dann schon eher, aber auf dem Berg oben wohl eher ebenfalls nicht. OK, Klapperschlangen könnten ein Risiko sein. Aber gesehen habe ich definitiv keine. Ansonsten fällt mir jetzt nicht viel ein und am Ende war ja auch nichts.
Der Abend gehörte dann dem Crazy Horse Memorial. Bereits vor 6 Jahren war ich von der Geschichte dahinter faziniert. Ein Mann namens Korczak Ziolkowski fing im Mai 1947 an mit seiner Arbeit am Memorial. Häuptling Standing Bear vom Stamme der Oglala Lakota erteilte Korczak den Auftrag mit den Worten: "Wir Häuptlinge wollen dem weißen Mann sagen, auch wir roten Männer hatten große Helden". Die ersten 20 Jahre arbeitete Korczak ganz alleine am Berg. Ihr erinnert euch, Borglum arbeitete am Mt. Rushmore mit 400 Mann. Dementsprechend kam das Bauwerk auch nicht so richtig voran.
Und heute im Jahre 2015 sieht das Kunstwerk so aus...
Im Endeffekt soll es einmal so aussehen...
Ein Ende ist nicht abzusehen. Obwohl man die 6 Jahre die seit unserem letzten Besuch vergangen sind durchaus sieht. Es hat sich am Berg etwas getan. Korczak selber starb im Jahre 1982. 7 seiner 10 Kinder führen die Arbeiten weiter. Noch ein wichtiges Detail gibt es, das Projekt lebt nur von privaten Geldern. Kein öffentliches Geld wird verwendet. Finanziert werden die Arbeiten durch Eintrittsgelder, Verkäufe in den Läden des Visitor Center und Spenden.
Vielleicht ist ein Größenvergleich noch ganz interessant. Die 4 Präsidenten des Mt. Rushmore würden in der Haarpracht Crazy Horses Platz haben.
Am Abend gab es noch eine Lightshow die wir auf keinen Fall verpassen wollten. Ein gelungener Tag ging zu Ende. Die Geschichte von Korczak und seinem Traum vom Crazy Horse Monument inspiriert: "Träume nicht dein Leben, leben deinen Traum". Korczak hat seinen Traum bis zu seinem Tod gelebt. Seine Frau führte diesen Traum bis zu ihrem Tode im Jahre 2014 weiter und nun arbeiten seine Kinder weiter an der Erfüllung dieses Traumes. Und wer weiß, vielleicht wird das Monument ja eines Tages wirklich fertig gestellt.
Bevor jetzt wieder ein paar Kritiker anmerken es gäbe wohl unter den Indianer nicht wenige die diesem Projekt sehr kritisch gegenüber stehen, schließlich ließ Häuptling Crazy Horse zeitlebens kein Bild von sich anfertigen, möchte ich erwähnen bei Großprojekten gibt es immer Pro und Kontra Stimmen. Die Frage ist ja immer auf wen wird mehr gehört. Dagegen sein ist immer leicht. Die unglaubliche Energie die von Korczak aufgebracht wurde und sein unerschütterlicher Glaube an sein Projekt verlangt aber auf jeden Fall Respekt ab. Basta!