06.09.2015 - THE DAY
Heute ist ein besonderer Tag. Wenn dieser Live-Reisebericht online geht wird unser Sohn sein Ziel erreichen. Nach seinem Abitur und vor dem Studienstart hatte er sich in den Kopf gesetzt bis nach Santiago de Compostela zu pilgern. Am Tag 71 seiner Wanderreise wird er in Santiago de Compostela einlaufen und ich denke die ein oder andere Träne wird dabei über seine Wangen rollen.
Die Karte oben zeigt den Pilgerweg leider nur ungefähr. Vor allem in der Schweiz war der Verlauf etwas anders. Tja wäre er direkt gegangen hätte er nur 2000 km zurücklegen müssen. So waren es 2.500 km und der Weg wird noch nicht ganz zu Ende sein am morgigen Montag. Der Rest des Weges bis zum Meer wird er auch noch gehen.
Im Schnitt hat er pro Tag ca. 35 km zurückgelegt. Dieser Schnitt sagt aber nur die halbe Wahrheit. Er hatte diverse Tage zwischendurch an denen er eine kleine Pause einlegte, wenn auch nur ganz wenige. Meistens war er am Laufen. Wer hätte gedacht, dass sich sein Hobby einmal so entwickeln würde. Als er vor 3 Jahren das erste Mal fragte ob er einmal einen ganzen Tag einfach laufen könnte, dachten wir noch was hat er denn? Aber er zog es durch. Er fing an zu laufen. Verließ das Haus morgens um 7 Uhr und am Abend kam er wieder zurück. An diesem ersten Tag hatte er an die 65 km zurückgelegt und nichts als Blasen an den Füßen. Im Anschluss daran kam es immer wieder mal vor, dass er einfach lief und wir ihn am Abend irgendwo abholen mussten.
Das Thema Pilgern kam erst ganz zum Schluß in den Fokus, aber es hatte ihn sofort begeistert und als er sein Abiturzeugnis in der Hand hatte ging es los. Wir sind alle stolz auf ihn. Die komplette Restfamily hatte es ja immer gewußt, unser Sandwich ist und bleibt ein Abenteurer.
So sah ein Wäschetag aus. Sein komplettes Hab und Gut verstreut zum Trocknen auf einer Wiese.
Die meiste Zeit hat er sich von dem ernährt was die Supermärkte der verschiedenen Länder so hergaben. Aber ab und zu übernachtete er auch in einer Pilgerherberge und für ganz wenig Geld gab es dann schon einmal so ein fürstliches Mahl.
Am Cruz de Ferro hat er dann seinen Stein abgelegt, den er von zu Hause mitgebracht hatte.
Der ursprünglich nicht christliche Brauch, am Cruz de Ferro einen Stein abzulegen, wird inzwischen problemlos in religiös motivierte Wallfahrten integriert, indem der von zu Hause mitgebrachte Stein als Symbol der auf dem Weg hinter sich gelassenen „Sünden“ respektive der schon erfahrenen Läuterung betrachtet wird.
Das Gebet des Cruz de Ferro lautet: „Herr, möge dieser Stein, Symbol für mein Bemühen auf meiner Pilgerschaft, den ich zu Füßen des Kreuzes des Erlösers niederlege, dereinst, wenn über die Taten meines Lebens gerichtet wird, die Wagschale zugunsten meiner guten Taten senken. Möge es so sein."
Selbstverständlich kam er auch am Pilgerdenkmal vorbei. Im Angesicht dieser Leistung wird unser Urlaubstrip sehr unbedeutend. Aber was soll man machen, es muss ja weitergehen.
Unsereins hat heute Morgen die Morning Glory Bridge besucht. Immerhin 4.5 Meilen in and out.
Herzlichen Glückwunsch von der ganzen Familie für deine Leistung. Wir freuen uns schon auf das Wiedersehen in good old Germany.
Aber wir waren ja bei der Bridge im Negro Bill Canyon. Darf man das eigentlich noch sagen? Mittlerweile sind ja sogar Kinderbücher schon umgeschrieben worden. Manchmal fasst man es nicht. Der Name hier ist aber beibehalten worden. Ganz sicher.
Relativ viel Wasser war im Creek und das ein oder andere Male muss man ihn ja auch überqueren. War aber bis auf eine Stelle völlig problemlos und auch diese wurde durch gemeinsame Hilfestellung überwunden. Nach 2.25 Meilen ist man dann am Ziel...
Da ist sie die Brücke. Die Frage wäre jetzt, was macht eine Brücke zur Brücke und ein Arch zum Arch. In diesem Fall fließt Wasser unter der Brücke, ist also eine Brücke. Fließt kein Wasser ist es ein Arch. Keine Ahnung ob es so einfach ist, aber ist mir im Grunde auch egal. Mir gefällt die Brücke, auch wenn sie ein Arch sein könnte.
Es war mein 2. Besuch an der Brücke und zum zweiten Male wurde genau dann wenn wir hier sind von oben abgeseilt.
Kann ja kein Zufall sein. Es kamen noch mindestens 7 Mann und Frauen von oben herunter geseilt. Irgendein Anbieter wird sich wohl diese Tour ausgedacht haben.
Im Anschluss an die Wanderung fuhren wir den LaSal-Mountain Loop. Es geht durch das Castle Valley nach oben in die LaSals und man kann ungewöhnliche und wunderschöne Aussichten genießen.
Oben am Berg angekommen machten wir erst einmal eine kleine Rast, stärkten uns etwas mit Wassermelone und auch ein paar andere süßen Sachen. Vor allem aber trockneten wir unsere Schuhe. Im Autoinneren ist der Geruch von feuchten Schuhen und naßen Socken nicht immer lecker. Dafür schmeckte aber der Rest hervorragend.
Inzwischen war es bereits fast 2 Uhr geworden. Ich hielt ein kurzen Powernap im Zimmer, die Restfamily ging in den wirklich schönen Super8 - Pool. Keine Angst, ich ließ mir den auch nicht entgehen. Solange geschlafen habe ich dann wieder nicht. War ja nur ein kleiner Powernap. Zak wartete dann auf uns und mit vollen Mägen mussten wir ja etwas mit dem angefangenen Tag noch machen. Wir entschlossen uns nochmals eine kurze Wanderung anzugehen. Die 1.5 Meilen einfach zum Corona Arch konnten auch mit vollem Bauch gemeistert werden. Das letzte Mal das ich dort war ist vor 8.5 Jahren gewesen. Mensch wie die Zeit vergeht.
Auch der danebenliegende Bow-Tie Arch hat durchaus etwas Aufmerksamkeit verdient.
Übrigens seit Januar ist es verboten durch den Corona Arch durchzuschwingen per Seil. Dies war durchaus beliebt hier. Auf youtube sind noch diverse Videos zu finden. Warum das Verbot auf 2 Jahre begrenzt ist, kann ich nicht genau sagen. Aber man wird sehen, ob das nochmals erlaubt wird.
Tja das war unser Tag. Im Vergleich zu dem was unserem Sohn in Santiago bevorsteht war das alles relativ belanglos, aber schön. Die Tage in Moab sind einfach immer zu kurz. Man könnte soviel unternehmen. Wir haben aber morgen nochmals einen ganzen Tag. Schauen wir mal was passieren wird.
Da fällt mir noch der Witz des Tages ein. Heute passiert an der Morning Glory Bridge. Beim Abseilen fragte meine Tochter ob man da auch rauf klettern könnte. Ich antwortete ihr, dass dies wohl ein Alexander Huber ohne Schwierigkeiten machen könnte. Obwohl der Sandstein wohl nicht wirklich gut zum klettern ist, v.a. ohne Sicherung. Meine Frau meinte noch, dass Alexander Huber wohl nicht in Sandsteinwänden frei klettern würde. Meine Tochter fragte darauf: "Wie heißt eigentlich der andere?". Darauf meine Frau: "Granit". Eigentlich hatte meine Tochter gemeint, wie der andere Bruder heißen würde. Der heißt übrigens Thomas Huber. Das aber nur nebenbei.
Ich merke schon, man muss wohl dabei gewesen sein. Wir konnten uns noch heute Abend köstlich über diesen Vorfall amüsieren.