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Hike422 - 2015

21.08.2015 - THE UMWEG

So sah der Plan heute nicht aus und trotzdem kam es genauso. Pläne sind dafür da geändert zu werden und den Gegebenheiten anzupassen und die Gegebenheiten waren mehr als bedrückend. Aber dazu später mehr.

Ich hatte gestern Abend in meiner Aufstellung der diversen beobachteten Menschen noch 2 Kandidaten vergessen und wollte auf keinen Fall versäumen diese doch noch zu erwähnen. Wäre ja ungerecht, irgendwie.

Da wäre der Ausreisebeamte am Flughafen zu erwähnen. Die Zollbeamten schauen einem ja immer sehr ernst entgegen, nehmen dann den Pass, schieben ihn durch irgendetwas durch und starren auf ihren Bildschirm, dann schauen sie sich noch einmal den Pass und den Ausreisewilligen an und im besten Fall ist damit die Sache erledigt. Meine Tochter machte dies natürlich ganz genauso. Sie ging zu einem, vorsichtig geschätzt, 18-jährigen Beamten. Pass hinlegen, schauen, ernst sein, durchwinken, erledigt. Danach ging meine Frau zum gleichen Zöllner. Daraufhin kam es zu folgendem Wortwechsel:

Beamter: "War das ihre Tochter?"
Meine Frau: "Ja!"
Beamter: "Ganz schön unfreundlich heute, sie hat nicht mal gegrüßt"
Meine Frau: "Ähhh....?????, wahrscheinlich war sie eingeschüchtert"

Er hatte übrigens auch nicht gegrüßt, das aber nur nebenbei. Fand ich sehr interessant, weil v.a. die Jungs in ihren Kapuffs jetzt nicht gerade vor Freundlichkeit strotzen.

Letzte Begegnung und damit wird der letzte Tag abgeschlossen. Hinter meiner Frau saß im Flieger ein älteres Ehepaar mit ihrer ca. 16-17 Jahre alten Enkelin. Das sich die Frau sofort nachdem sie saß ihren Schuhen entledigte, kein Problem. Dass sie ihre besockten Füße auf die Lehne meiner Frau vorwarf, OK sie brauchte halt etwas Freiraum. Dass sie dann während dem Flug, nachdem das Essen vorbei war, plötzlich meine Frau aufforderte doch bitte ihre Rückenlehne aufrecht zu stellen, war dann doch sehr interessant. Ich kann es verstehen, wenn während des Essens die Rückenlehne aufrecht sein sollte. Auch wenn z.B. meine Vorderfrau dies nicht so sah. Essen ging trotzdem. Aber meine Frau wollte schlafen und dies geht halt aufrecht nicht ganz so gut. Ehrlich mir gehen Leute auf den S.ck die von anderen Rücksicht verlangen, selber diese aber so überhaupt nicht walten lassen. Das Alter spielt dabei überhaupt keine Rolle.

Kommen wir zum heutigen Tag. Der ursprüngliche Plan sah vor von Mt. Vernon aus über den Highway Nr. 20 zum North Cascades Nationalpark zu fahren. Diverse Hikes waren im Vorfeld von meiner Frau herausgesucht worden und wir in freudiger Erwartung. Aber bereits nach kurzer Fahrt in Richtung Westen stand bereits das erste Schild:

"Cascades Highway Nr. 20 ab Newhalem gesperrt"

Wir waren erst noch irgendwie ratlos. Erst einmal die Karte studieren und Newhalem suchen. Mensch, wenn da gesperrt ist gibt es keine Alternative. Nach weiteren Meilen dann das nächste Schild. Wieder der Hinweis auf die Sperrung und jetzt war es für uns amtlich. Unser Plan über die Cascades auf der 20 zu fahren war zum Scheitern verurteilt. Warum die Strasse gesperrt wurde, schrieb niemand und wir hatten zu diesem Zeitpunkt auch keinen blassen Schimmer. Eine Alternative musste her, auch wenn dies bedeutete einen gehörigen Umweg fahren zu müssen. Die nächste Nacht war in Omak gebucht und es war bereits zu spät zum stornieren.

Ein kurzer Blick auf die Karte zeigte, es gab nur eine Möglichkeit und der hieß Highway Nr. 2. Der geht direkt durch Leavenworth durch, ein bayrisches Örtchen in Washington State. Da wollte ich schon immer einmal hin, auch wenn nicht gerade am 1. Tag eines Urlaubes wenn man doch direkt aus dem Original kommt. Aber was solls. Zuerst gings über den Steven Pass und hier machten wir den ersten Halt an den Deception Falls. Ein erster kleiner Hike von sage und schreibe 0.8 km brachte uns in einen verwunschenen Wald.

War das Wetter auf der Westseite der Cascades noch ziemlich bewölkt und regnerisch änderte sich dies nachdem überqueren des Steven Passes schlagartig und die Sonne brach durch die Wolken hindurch. Leavenworth begrüßte uns dann mit blau-weißem Himmel. So wie sich das gehört.

Wir parkten an einem der zahlreichen öffentlichen Parkplätzen und wollten zumindest einmal durch Downtown Leavenworth schlendern. Irgendwie kamen wir aus dem Staunen nicht heraus und auch ein wenig aus dem Lästern, denn was wir sahen war schon ein bißchen viel von allem. Aber genauso glaube ich mögen es die Amerikaner und warum auch nicht. Die Touristen auf jeden Fall kommen in Strömen hierher um einzukaufen, zu übernachten und v.a. zum Essen.

Wir haben zwischendurch die bayrischen Spezialitäten einfach probieren müssen. Wir haben in einem Biergarten eine Bockwurst, eine Bratwurst und eine Currywurst gegessen. Die Dinger waren gar nicht schlecht und unser Hunger danach tatsächlich ein klein wenig kleiner.

Übrigens die Turmglocke dieses Gebäudes hat "Always on my mind" gespielt. Klang echt gut. Verabschieden möchte ich mich aus Leavenworth mit dem folgenden T-shirt:

Die Aufschrift hatte jetzt mit Leavenworth nicht direkt etwas zu tun, mir hats aber trotzdem gefallen. Gekauft habe ich es aber jedoch nicht, warum eigentlich nicht? Keine Ahnung.

Von Leavenworth aus gings dann erst einmal weiter in Richtung Westen und dann den Columbia River nach Norden.

Kurz hinter Leavenworth ändert sich die Landschaft grundsätzlich und Obstanbau beherrscht das Bild. Wo man hinschaut Obstbäume...

und Obstkisten...

Im Hintergrund war aber auch immer mehr das zu sehen...

und es wurde zunehmend mehr und dichter...

In der Zwischenzeit war auch uns klar, was der Grund für die Sperrung der 20 war. Mittlerweile haben wir in der Zeitung gelesen, in Washington State haben sich über 100 Waldbrände ausgebreitet. Erst gestern waren 3 Feuerwehrmänner beim Versuch das Feuer zu löschen und Häuser zu beschützen ums Leben gekommen. In zahlreichen Ortschaften die wir durchfuhren, hingen die Fahnen auf Halbmast. Unser Weg führte nach Omak und Omak ist sowas wie eine Zentrale der Feuerbekämpfer. Ein komisches Gefühl überkam uns bei diesen Bildern.

Man konnte mittlerweile an den Hängen die rauchenden Böden sehen. Direkte Flammen jedoch bekamen wir keine zu Gesicht. Als wir Omak erreichten, lag in der Luft ein schwerer Brandgeruch. Aber direkte Gefahr bestand keine hier. Trotzdem war es ein komisches Gefühl als Urlauber hier zu sein, während sich viele Einwohner Sorgen um ihre Häuser machten. Aber war jetzt auch nicht mehr zu ändern. Wir checkten im Best Western Peppertree Inn ein, gingen in den Pool und machten anschließend ein Picknick auf unserem Zimmer. Zum Essen gehen hatten wir keine Lust. Außerdem war in unseren Körpern immer noch Jetlag vorhanden und der Abend dementsprechend schnell vorbei.

Als diverse Firefighter in unser Hotel eincheckten fühlten wir uns auch wieder sicher. Die würden wohl kaum hier schlafen, wenn eine echte Gefahr drohen würde.

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