04.09.2015 - THE ROCKY
Wir fahren jetzt seit vielen, vielen Jahren regelmäßig in die USA um hier unseren Urlaub zu verbringen und aufzutanken. Die Anzahl der Urlaube habe ich nicht gezählt und es ist müßig jetzt nachzurechnen. Vor allem ist es aber auch völlig unerheblich. Uns gefällt diese Art des Urlaubs. Viele Nationalparks haben wir in den USA bereits besucht, sogar so abgelegene wie z.B. den Big Bend Nationalpark in Texas oder den Dry Tortuga Nationalpark in Florida. Einer der meistbesuchten des Landes haben wir dabei immer wieder links oder eigentlich in Fahrtrichtung von Denver aus kommend, rechts liegen gelassen. Heute war es endlich soweit. Wir fuhren über Loveland in den Rocky Mountain Nationalpark ein.
Der Himmel schien und die Sonne war strahlend blau. Vielleicht war es auch umgekehrt, auf jeden Fall war für einen wunderschönen Tag angerichtet. Theoretisch. Wie das Bild oben zeigt, fährt man durch ein relativ enges Tal bis nach Estes Park. Estes Park ist sowas wie der Ausgangspunkt für diesen Park. Hier ist für Touristen alles vorhanden was man braucht und natürlich auch wieder vieles was man nicht braucht. Wir auf jeden Fall nicht.
In Anspielung auf Bully würde ich hier sagen, er ist mit der Gesamtsituation unzufrieden. Wir jedoch noch nicht und der Anfang des Parkes war auch sehr vielversprechend.
Über die Old Fall River Road, eine alte nicht geteerte Straße, ging es hinauf zum Alpine Visitor Center der sich immerhin auf über 3.595 m befindet. Diese Road ist nur in eine Richtung, nämlich die nach oben, zu befahren. Abenteuerlich schraubt sich die Straße erst durch den Wald, dann oberhalb der Waldgrenze empor.
Ganz allein ist man natürlich auf diesem Weg auch nicht unterwegs. Die Aussichten die man findet sind aber auch den ein oder anderen Stau wert.
Kleiner Tipp von mir. Wenn ihr die Straße als Beifahrer erlebt, solltet ihr auf jeden Fall eine gehörige Portion Vertrauen in euren Fahrer mitbringen. Es geht des öfteren seitlich nicht unwesentlich in die Tiefe und sehr breit ist der Weg auch nicht unbedingt. Meine Frauen schienen dieses Vertrauen in meine fahrerischen Fähigkeiten zu haben, denn sie saßen zumindest äußerlich sehr ruhig im Wagen.
Oben am Alpine Visitor Center angekommen vertraten wir uns etwas die Füße auf dem Ute Trail, einem alten Paßweg der Ute Indianer. Wir merkten sofort was es heißt sich in mehr als 3.500 m Höhe zu bewegen. Vor allem ich brauchte etwas Zeit um mich daran zu gewöhnen. Der verringerte Sauerstoffgehalt der Atemluft konnte ich bereits schon spüren. Nach ein paar Minuten hatte ich mich aber daran gewöhnt und konnte normal atmen. Das interessanteste auf dem Trail waren die vielen Murmeltiere die man hier sehen konnte. Ich nenne sie jetzt einfach einmal so. Der englische Name dafür ist mir glatt entfallen. Wahrscheinlich hat der geringe Sauerstoff oben am Berg bereits die ein oder andere Gehirnzelle zerstört.
Wißt ihr eigentlich wie die Amerikaner diese Art von Krüppelkiefern nennt, die oberhalb der Baumgrenze noch anzutreffen sind.
Ihr werdet nie darauf kommen. Sie nennen sie Krummholz. Wieder etwas gelernt.
Über den Millerpass sind wir dann schließlich wieder abgefahren vom Berg und über Estes Park in Richtung Boulder weitergefahren. Unterwegs hatten sich noch ein paar Steinböcke in Position gelegt.
Und auch das Tier auf dem folgenden Bild willst du nicht auf der Windschutzscheibe kleben haben.
Wie das so ist könntet ihr bei Interesse in einem alten Reisebericht nachlesen. Ist mir schon einmal passiert, allerdings versuchte das Tier damals noch die Kurve zu kratzen und erwischte nur den Kotflügel. Das Auto blieb damals fahrbar und somit war der Unfall nicht ganz so schlimm....für uns. Für das Tier hat es vermutlich tödlich geendet. Das allerdings konnten wir nicht herausfinden, denn nach dem Zusammenprall lief es wieder in den Wald hinein. Der Beule im Auto nach wird das ganze aber nicht ohne Folgen für das Tier gewesen sein. Heute ist uns Gott sei Dank nichts dergleichen passiert. Auch wenn das ein oder andere Mal eine Hirschkuh recht nah am Straßenrand stand und die Möglichkeit des Zusammenstoßes nicht gänzlich unmöglich war.
Bleibt also etwas Zeit ein Fazit des Rocky Mountain Nationalparks zu ziehen. Auf einer Skala von 1-10, wobei die 10 für unbedingt anschauen steht, würde ich dem Park eine glatte 2 geben. Eigentlich wollte ich ihm eine 1 geben, aber nach Ansicht der Bilder hätte er das dann doch nicht verdient. Ansonsten waren wir leider etwas enttäuscht. Das kann natürlich auch daran liegen, dass wir im Allgäu durchaus ähnliche Berge vor der Haustüre liegen haben. Wegen diesen Bergen muss ich nicht extra hierher fahren. Da fahre ich kurz mal ins Tannheimer Tal oder ins Lechtal und habe eine weitaus dramatischere und überwältigendere Bergwelt als hier. Die Berge sind zwar sehr hoch und ragen fast bis 4.000 m empor, einige sogar darüber. Aber man sieht es ihnen nicht an. Arme Berge, da sind sie 4000m hoch und es fehlt ihnen an allem was einen Berg so ausmacht.
Natürlich gibt es auch andere Berge, als nur die mit Gras bewachsenen bis ganz nach oben...
Insgesamt blieben wir aber trotzdem enttäuscht und wußten jetzt auch warum wir bisher nicht hierher gefahren waren. Wir hätten nichts verpasst, wenn wir diesen Park einfach ausgeklammert hätten und das habe ich bisher noch von keinem Park behauptet.
Damit ist es jetzt aber auch wieder mit der Parkschelte gut. Wie immer muss sich jeder ein eigenes Bild machen und vielleicht gefällt gerade das was uns nicht gefallen hat jemand anderen besonders gut.
Wie erwähnt fuhren wir über Boulder aus dem Park heraus und schnurstracks in Richtung Denver Int. Airport. Dort holten wir gegen 19.00 Uhr unseren ältesten Sohn ab, der die nächste Zeit mit uns hier verbringen wird. Sein Flug führte in von München über Newark hierher. Wir warteten keine 2 Minuten am Gepäckband, da kam er auch schon. Das war Maßarbeit. Wir holten unseren Tahoe wieder aus der Parkgarage, hielten noch in einem Dennys zum Willkommensessen und machten uns auf die Fahrt nach Frisco unserem heutigen Übernachtungsziel.
Das mit dem Willkommensessen bei Dennys ist noch eine eigene Geschichte für sich. Wir hatten heute Mittag bereits gegen 4 Uhr gewaltigen Hunger und deswegen beehrten wir einen Italien Grill namens Caramba oder so ähnlich. Mit ziemlich vollen Mägen verließen wir das edle Haus wieder. Als unser Sohn jedoch in Denver ankam, hatte er sich bereits sehr auf den Dennysbesuch gefreut. Wie hätten wir ihm das jetzt abschlagen können. Gab es halt für uns nur eine kleine Kleinigkeit zu essen. Aber selbst die ging nur unwillig in uns hinein, wenn auch der French Toast, ein New York Cheesecake und für mich ein Strawberry irgendwas einfach nur köstlich schmeckten.
Die Fahrt von Denver nach Frisco im Dunkeln bei Regen war dann heute Abend nicht mehr so angenehm. Die Sicht war schlecht, wir waren müde und wollten nur noch ins Bett liegen. Der Kaffee beim Dennys jedoch vollbrachte seine Wirkung bei mir, so dass ich jetzt gegen 12 Uhr Mitternacht immer noch im Bett sitze und diese Zeilen schreiben kann. Aber jetzt ist Schluß. Gute Nacht an alle. Gute Nacht John Boy.